Mittwoch, 15. Dezember 2010

Rezension: "Die Reise zum Horizont" von Jürg Amann

Ein Passagierflugzeug stürzt mitten in den Anden ab. Es gibt Tote, Verletzte, aber auch Überlebende. Überlebende, die anfangs noch voller Zuversicht an Rettung glauben. Doch diese bleibt aus.
Täglich wächst die Zahl der Toten, und täglich wächst die Verzweiflung!



Im gnadenlosen Kampf gegen Kälte und Hunger, Einsamkeit und Wahnsinn..., in diesem Kampf ums Überleben tun sich menschliche Abgründe auf.




Die Novelle "Die Reise zum Horizont" von Jürg Amann ist angelehnt an die wahren Ereignisse des Absturzes der Fuerza Aerea 571 in den 70er Jahren.
Es wird in der "Wir-Form" erzählt, wobei die Protagonisten ohne Gesicht bleiben. Trotzdem kommt die Geschichte hautnah an uns Leser heran.
Amann erzählt manchmal geradezu nüchtern, dann wieder voller Dramatik, wodurch ich die innere Zerrissenheit der Absturzopfer mitfühlen konnte, etwa, als es darum geht, Nahrung zu beschaffen...
Obwohl sie nur gut 100 Seiten umfasst, musste ich die Lektüre zwischendurch mehrfach zur Seite legen, um das gerade Gelesene erstmal zu verdauen...
Manche Passagen las ich ein zweites Mal, um wirklich zu begreifen, was da geschrieben steht. Nicht etwa, weil die Sprache des Autors so kompliziert wäre -im Gegenteil-, sondern weil ich so unvorstellbar und schrecklich fand, wie der Mensch in dieser Extremsituation agiert. Es bleibt nicht aus, dass man sich  zwangsläufig in eben gelesene Situationen hineinversetzt und sich fragt, wie man wohl selbst reagieren würde....
Letztendlich bleibt das Ende offen, was dazu führt, dass die Geschichte noch einige Zeit im Kopf bleibt.
Aber da es ja einen Erzähler gibt, scheint sie zumindest für eine Person ein gutes Ende genommen zu haben.....
Keine leichte, aber sehr eindringliche Lektüre!
Aenna

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