Dienstag, 26. Juni 2012

REZENSION: "Das Alphabethaus" von Jussi Adler-Olsen

Die englischen Piloten Bryan und James, unzertrennliche Freunde von Kindesbeinen an, werden bei einem gefährlichen Kriegseinsatz im Jahre 1944 über Deutschland abgeschossen.
Mit letzter Kraft gelingt es ihnen, ihr Leben zu retten.
Sie gelangen schliesslich in das sogenannte Alphabethaus, ein Lazarett, in dem hochrangige deutsche, geistig gestörte Kriegsopfer behandelt werden.
Nur, wenn auch sie sich als Solche ausgeben, haben sie eine Chance, zu überleben.
Aber sind wirklich alle anderen Patienten echt? Oder gibt es noch weitere Simulanten?
Ein Katz-und Mausspiel beginnt....
....welches fast 30 Jahre später eine Fortsetzung erfahren soll!


Der Filmproduzent Just Beter schreibt über dieses Buch: "Der beste Film, den ich je gelesen habe!"

Und damit spricht er mir aus der Seele!

Jussi Adler-Olsen legt mit seinem allerersten Roman überhaupt ein Meisterwerk seiner Erzählkunst vor, auch wenn er damit nicht die Erwartungen der meisten seiner zahlreichen Fans der Carl-Morck-Serie zu erfüllen scheint.
Mit "Das Alphabethaus" zeigt Adler-Olsen eine ganz andere Seite seines Könnens, die mir persönlich aber sehr gut gefallen hat.

In wie von ihm gewohnt sehr anschaulichem und flüssigem Stil erzählt der Autor vom Schicksal der beiden Freunde Bryan und James, die unvorstellbare Dinge erleben und erleiden müssen, um zu überleben.
Dabei entführt er seine Leser in das Grauen des Zweiten Weltkrieges, das man sich genau so vorstellen kann, so erschreckend die Ausführungen hierüber auch sind...

Insbesondere der Umgang mit psychisch oder geistig Erkrankten in dieser Zeit wird dem Leser recht deutlich vermittelt, was dem Autor als Sohn eines Psychaters sehr gut gelingt.
Sehr feinfühlig und behutsam geht er dabei mit seinen Protagonisten um und zeigt uns die Menschen hinter den Masken.

Auch im zweiten Teil des Romans, der im Jahre 1972 beginnt, lässt er uns quasi neben seinen Hauptcharakteren herlaufen und deren Aufarbeitung ihrer schrecklichen Vergangenheit hautnah miterleben. Dabei schildert Adler-Olsen ihre Emotionen und Ängste so deutlich, dass es für den Leser fast schon beklemmend ist...

Aber wie Adler-Olsen selber sagt, ist das Alphabethaus kein Kriegsroman.
Vielmehr beschreibt es die Wege einer Freundschaft, und das für den Leser sehr eindringlich und geradezu fühlbar.

Auch kann man dieses Buch nicht als Thriller im herkömmlichen Sinne bezeichnen, trotzdem sieht sich der Leser während der gesamten Lektüre einer unglaublichen Spannung ausgesetzt.

Einmal angefangen, war ich kaum in der Lage, dieses Buch aus der Hand zu legen.
Ich sah mich vollkommen gefangen in einer Geschichte, die sicher für den einen oder anderen Menschen auch ein Stück Wirklichkeit bedeuten mag...

"Das Alphabethaus" ist ein grossartiger Roman und tatsächlich auch für mich "ein gelesener Film"...


Aenna                    

Donnerstag, 21. Juni 2012

REZENSION: "Die Schmetterlingsinsel" von Corina Bomann

Als ihre geliebte Großtante Emmely in England stirbt, tritt die Berliner Anwältin Diana Wagenbach ein schweres Erbe an.
Sie als letzte Nachfahrin der Tremaynes soll ein lang gehütetes Familiengeheimnis ergründen.
Ein alter Brief soll ihr erster Anhalt sein, welcher sie schließlich von "Tremayne House"der Gegenwart bis in das Jahr 1887 ins damalige Ceylon zurückführt.
So folgt Diana den Spuren ihrer Ururgroßmutter Grace, deren Wege sich irgendwann von ihrer Familie getrennt haben...
Was ist damals passiert? Und warum wurde so lange geschwiegen?

Das Buch "Die Schmetterlingsinsel" von Corina Bomann fällt zunächst durch seine aufwändige Gestaltung regelrecht ins Auge.
Der Buchschnitt ist mit pinken Schmetterlingen und Orchideen bedruckt, die Vorsatzseite ist dunkelpinkfarben, alles sehr stimmig auch mit der Covergestaltung.
Dieses Buch muss man in der Buchhandlung erst einmal in die Hand nehmen....

Auch die Geschichte selbst zog mich gleich in ihren Bann.
Ich liebe ja Familiengeschichten, und wenn sie auf verschiedenen Zeitebenen spielen, erst recht.

So erzählt uns auch Corina Bomann im Wechsel mit den Kapiteln zwei Geschichten, einmal die von Diana in der Gegenwart, zum anderen die der Schwestern Victoria und Grace im Jahr 1887.
Dabei zeichnet sie Charaktere und Schauplätze so gut, dass vor des Lesers Auge ein kleiner Film abläuft.
Sowohl die Atmosphäre des alten Herrenhauses als auch die prächtige Kulisse Sri Lankas werden uns sehr gut vermittelt.

"Die Schmetterlingsinsel" erzählt eine Geschichte, die zunächst durchaus fesselt, im weiteren Verlauf jedoch immer oberflächlicher wird.
Einige Passagen waren mir persönlich zu trivial und erinnerten eher an einen Kitschroman, einige Umstände fügten sich letztendlich gar zu gut in die Geschichte ein und wirken daher unglaubwürdig, anderes wird wieder allzu schnell abgehandelt.
Das finde ich wirklich sehr schade...
Ich hatte nach der letzten Seite das Gefühl, dass die Autorin ihrer eigenen, wirklich tollen Idee nicht gerecht geworden ist.

Wer also eine Lektüre mit Anspruch sucht, sollte sich hier eher zurückhalten.
Wer aber lediglich gut unterhalten werden will, ist mit der Schmetterlingsinsel gut bedient.

Aenna